Humor als Medizin
Nimm dich nicht ganz so ernst
von Helmut Achatz (Kommentare: 0) , Foto: ©Freepik
Wie sagte doch der Journalist und Librettist Otto Julius Bierbaum so schön: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“. Damit hat er auf den Punkt gebracht, was Humor ausmacht. Humor ist die Fähigkeit und Bereitschaft, schwierige Situation zu entkrampfen, indem du ihnen mit heiterer Gelassenheit begegnest. Lachen – oder auch ein Lächeln – entspannt die Lage, öffnet neue Wege und hilft dabei, die aktuelle Krise zu überwinden.
Dabei muss kein Wort fallen, denn Humor funktioniert auch non-verbal durch Gesten, Mimik, Bilder und Musik. Manchmal ist es aber auch die Mischung aus Wort und Ton, die uns zum Lachen bringt. Humor entsteht – ganz unterschiedlich, beispielsweise durch Slapstick, durch Witz mit Pointe, durch Absurdität, durch Umstellung einer Vorstellung, von der du ursprünglich ausgegangen bist. „Der Mensch lacht, wenn man ihn kitzelt; oder er lacht, wenn er andere lachen hört – und er lacht über Kontraste“, fasste es der Schriftsteller, Drehbuchautor und Kabarettdichter Erich Kästner einmal zusammen.
Was ist Humor?
Die Antwort auf die Frage, was Humor eigentlich ist, verlangt von uns, unser Verhältnis zu uns und zu unserem Umfeld zu hinterfragen. Was finde ich persönlich lustig, was nicht? Was macht Lachen mit mir? Der Berliner Psychologe Wolfgang Krüger sieht im Humor den wichtigsten Schlüssel für unser Lebensglück, weil uns Humor helfen kann, sich nicht mehr ganz so ohnmächtig und dem Schicksal ausgeliefert zu fühlen. Wir glauben, wir hätten alles im Griff, um dann festzustellen, dass dem nicht so ist. Humor hilft uns, diese Erkenntnis zu verkraften und die Absurdität des Lebens gelassen zu nehmen, sich nicht von Banalitäten aus der Bahn werfen zu lassen und zu begreifen, dass sich nichts ändern würde, aufzubrausen. Ein „Was soll’s“ hilft ungemein, die Widrigkeiten auf die leichte Schulter zu nehmen.
Humor auf Rezept?
Das schreibt sich leichter, als es ist. Denn, ganz so einfach ist es nicht mit dem Humor. Für die Art von Humor, der uns in Lebenskrisen oder schwierigen Situationen hilft, brauche es, so Humor-Forscher Krüger, eine starke Persönlichkeit und ein inneres Fundament, eine positive Lebenseinstellung und ein gerütteltes Maß an Resilienz, sprich die Fähigkeit, schwierige Lebenssituation zu meistern. Wer nach einfachen Rezepten sucht, wird allerdings schnell enttäuscht.
Hinzu kommt, dass jede Zeit und jede Region ihren eigenen Humor hat; Kölner lachen über etwas Anderes als Bayern; was für den einen lustig ist, entlockt dem anderen nur ein müdes Gähnen. Manchmal braucht’s auch das richtige Ambiente, damit Humor ankommt. „Et kütt, wie et kütt“ (es kommt, wie es kommt) sagt dem Bayern so gar nichts. Der Kölner kann indes mit „Der Mensch is guad, de Leit‘ san schlecht!“ vermutlich wenig anfangen, weil er vielleicht vom Komiker und Volkssänger Karl Valentin schon etwas gehört hat, aber den Humor nicht nachempfinden kann. Bayern neigen manchmal zu absurder Genialität, was in anderen Regionen auf Unverständnis stößt, aber bayerischen Humor ausmacht – wie der Spruch „Warum soll I fuadfahr’n, mir gfallt’s dahoam scho ned“. Davon zeugt beispielsweise auch der Film „Wer früher stirbt, ist länger tot“ von Marcus Rosenmüller, der Nicht-Bayern eine Ahnung bayerischen Humors vermittelt.
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Ist Humor erlernbar?
Also hoffnungslos, Humor zu lernen? Krüger will Lernwilligen Hoffnung geben und bietet ein Humorprogramm an. Er ermutigt uns, unseren Lebenshumor zu entwickeln oder wiederzuentdecken. Nur so seien wir in der Lage, Abstand zu den massiven Kränkungen und Enttäuschungen zu gewinnen und die meist unfreiwillige Komik des Lebens zu sehen. Sein Programm:
- Bekämpfe deine Scham. Sich weniger zu schämen ist der erste Schritt zu mehr Humor.
- Als zweites gilt es, unser eigenes Selbstbewusstsein zu stärken.
- Danach kommt die soziale Verankerung.
- Und zu guter Letzt der Mut zur Überwindung.
Wie aber anfangen? Krüger empfiehlt als Einstieg Lachyoga. Lachyoga kann helfen, seinen Humor wiederzufinden. Allerdings wirke Lachyoga von außen nach innen. Aber zumindest ist Lachyoga ein Anfang, „denn Lachen ist gesund, weil es Stress abbaut, das Immunsystem stärkt und den Blutdruck senkt“, schreibt Gabriele Olschewski auf ihrer Homepage „LachenundYoga“. Lachen führe nachhaltig aus Stimmungstiefs heraus, aktiviere die Begeisterungsfähigkeit, den Sinn für Humor und schenke so einen frischen, konstruktiven Blick auf die Dinge. Lachen lässt sich auch deutschlandweit in mehr als 150 Lachklubs lernen. Lachtrainer und Lachtherapeuten sind längst keine Exoten mehr.
Wenn du nicht bis zur nächsten Sitzung des Lachklubs warten willst, dann schaue dir bis dahin einen Film an wie:
- „Der Schuh des Manitu“,
- „Fack ju Göthe“
- „Die Sittenstrolche“ (Laurel & Hardy)
- „Feuerzangenbowle“
- „Pappa ante portas“
- „Dinner for One“
- „Moderne Zeiten“ von Charlie Chaplin,
- „Und täglich grüßt das Murmeltier“
- „My Big Fat Greek Wedding“
- „Kehraus“ von Gerhard Polt
- „Wer früher stirbt, ist länger tot“
- „Good Bye, Lenin!“
- „Stromberg: Der Film“
- „Monsieur Hulots Ferien“ von Jacques Tati
Nicht jede Komödie wirkt bei jedem, aber der eine oder andere Stimmungsaufheller dürfte sicher dabei sein.
Wie Humor wirkt
Wie hilft Humor? Warum ist Lachen gesund? Der amerikanischen Psychiater William F. Fry hat schon in den 60er-Jahren herausgefunden, dass beim Lachen Glückshormone ausgeschüttet werden, darunter Dopamin und Serotonin, parallel dazu wird die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol gedrosselt. Deswegen hilft Lachen auch bei Depressionen und anderen Krankheiten und fördert die Heilung oder bremst beispielsweise die Verschlimmerung. Humor ist gut für unser Immunsystem, aber nicht nur das, Humor hilft uns beispielsweise auch, Lernstoff besser zu behalten, wie Krüger in seinem Buch schreibt. Ist doch klar, wer humorvoll mit den Widrigkeiten des Lebens umgeht, grübelt weniger, stresst sich seltener und stärkt somit seine Abwehrkräfte. Wir blödeln unsere Sorgen weg, so nennt es Krüger.
Beim Lachen aktivierst du 17 Muskeln im Gesicht und 80 am ganzen Körper, haben Wissenschaftler wie Fry herausgefunden. Der Atem beschleunigt sich, die Lunge bekommt mehr Luft, die Stimmbänder werden in Schwingung versetzt. Der Entspannungseffekt nach einem Lacher sei, so Lachforscher Michael Titze, ähnlich wirkungsvoll wie autogenes Training. Darüber hat er mehrere Bücher geschrieben, unter anderem „Die heilende Kraft des Lachens – mit therapeutischem Humor frühe Beschämungen heilen.“