Mit Dankbarkeit zu mehr Zufriedenheit
Ein kleines Wort als Schlüssel zum Glück
von Helmut Achatz (Kommentare: 1) , Foto: ©Halfpoint - stock.adobe.com
„Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens“, formulierte es der Bischof Jean-Baptiste Massieu, der es im Leben sicher nicht leicht hatte. Dass Dankbarkeit und Glück zusammengehören, wusste nicht nur er, sondern auch andere, darunter Wilhelm Busch. Für ihn „entsteht Glück oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen“ – und dazu gehört auch, anderen gegenüber seine Anerkennung auszudrücken. Die amerikanische Schauspielerin Glenn Close, die für ihre Rolle im Film „Die Frau des Nobelpreisträgers“ 2019 mit dem „Golden Globe“ als beste Hauptdarstellerin in einem Drama ausgezeichnet wurde, glaubt, dass „man nicht mehr Glück verbrauchen darf, als man selbst erzeugt“. Johann Wolfgang von Goethe erkannte: „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich.“ Sich dankbar zu zeigen, heißt, anzuerkennen, was andere für einen getan haben. Es läuft im Grunde immer aufs Gleiche hinaus: sich zurückzunehmen, den anderen anzuerkennen und ihm das auch zu zeigen. Respekt, Wohlwollen, Beisammensein – vermutlich gibt es noch mehr Umschreibungen.
Kleine Gesten mit großer Wirkung
Ein Dank, ein freundliches Wort sind kein Tausch, sondern ein Geschenk. Ein „Danke“ oder ein kleines Präsent freut den Beschenkten und erhellt den Tag; ist Öl in zwischenmenschlichen Beziehungen. Und gute Beziehungen bescheren uns Glücksmomente. Und „je mehr solcher Mikromomente wir erleben, desto mehr tanken wir auf und stärken unsere Ressourcen“, betont die amerikanische Glücksforscherin Barbara Fredrickson. Das lässt sich sogar noch weiter spinnen. Denn wer seine Glücksfähigkeit trainiert, trainiert auch seine Immunabwehr.
Wir sehen, Dankbarkeit und Glück hängen zusammen, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Und Glück wiederum hängt mit Gesundheit zusammen.
Wie sich Glück lernen lässt
Martin Seligman, der Vater moderner Glücksforschung, sieht in guten Beziehungen den wichtigsten Faktor für das Glück.
Er und andere Wissenschaftler wie Mihály Csikszentmihályi, von dem der Begriff „Flow“ (Selbstversunkenheit) stammt, sind überzeugt, dass sich Glücklichsein lernen lässt. Seligman beispielsweise trug drei Übungen zusammen. So schlägt er vor:
- Denk an drei Dinge, für die du dankbar sein kannst. Das kann der Kaffee am Morgen sein, das Lied im Radio oder die Umarmung des Partners.
- Erinnere dich daran, wie es dazu kam und was du dabei gefühlt hast.
- Nimm dir vor, täglich jemandem etwas Gutes zu tun.
Wofür dankbar sein?
Der Glücksforscher Lothar Seiwert stellt sich jeden Tag nach dem Aufwachen drei Fragen, die auch du dir stellen kannst:
- Was ist gut an meinem Leben?
- Worüber kann ich glücklich sein?
- Wofür sollte ich dankbar sein?
Der Forscher entdeckte etwas Konstantes in seiner Dankbarkeit. Er war selbst überrascht, wie zufrieden wir sein können ohne etwas Bestimmtes – lediglich mit dem bewussten Gefühl der eigenen Existenz. Dieses Grundgefühl der Dankbarkeit hat eine lebensbejahende, aufhellende und positive Wirkung.
Seiwert gibt uns einen Tipp mit. Er meint, wir sollten ruhig häufiger mal dankbar sein und die Erfüllung eines Wunsches niemals als Selbstverständlichkeit oder verdientes Recht ansehen. Je deutlicher wir unsere Begeisterung und Dankbarkeit zeigen, umso mehr wird uns der andere in Zukunft entgegenkommen.
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Weniger ist oft mehr
Die deutsche Philosophin Rebekka Reinhard hat das in ihrem Buch „Die Sinn-Diät“ sehr anschaulich beschrieben: „Je reicher (erfüllter, glücklicher) wir sein wollen, desto ärmer (abhängiger von der Erfüllung unserer Wünsche) sind wir – und je ärmer wir sind, desto reicher“. Letztlich läuft das darauf hinaus: Weniger ist mehr.
Für unser chronisches, konstantes, dauerhaftes Glück können wir einiges tun. Unsere Aufgabe ist es, „dem Chaos des Lebens eine Gestalt zu geben, eine Sinn machende Form zu schöpfen“, schreibt Reinhard. Damit wir das chronische Glück erreichen, ist es Reinhard zufolge unerlässlich, dass der Mensch für sein Glück bestimmte Basiseigenschaften braucht, die lehr- und lernbar sind:
- Selbstgenügsamkeit
- Gleichmütig- und Gleichmäßigkeit
- Freisein von Unruhe, Seelenruhe
Klingt einfach, aber wie lässt sich das in der Praxis umsetzen? Wie wäre es denn, sich am Ende eines Tages zu fragen, was wir uns vorgenommen und was wir erreicht haben. Ein Tagebuch ist ein gutes Hilfsmittel, sich das zu verdeutlichen. Ein Brief an einen Freund kann ebenfalls helfen, uns über uns klar zu werden. Warum nicht mal wieder ein gutes Buch in die Hand nehmen und die Einsichten anderer zu reflektieren? Wir reden gern und viel, manchmal wäre schweigen besser. Warum nicht einfach das Gesagte verinnerlichen und auf sich wirken lassen? Und wenn uns mal wieder alles zu viel wird, dann hilft Bewegung. Ein Spaziergang macht den Kopf frei – frei für Gedanken an das, wofür wir dankbar sind.
Das Glück der anderen, ist auch unser Glück
Durchs Üben wird das Glück chronisch, so Reinhard. Das kann darin liegen, seine Stärken für andere einzusetzen, selbstversunken an etwas zu arbeiten oder sich einfach zu besinnen. Aber das setzt Üben voraus. „Das Glück ist nicht nur Folge des Übens, es liegt auch im täglichen Üben.“
Glücksforscher sind sich darin einig, dass es unsere Aufgabe ist, das Glück herbeizuführen. Wir können aktiv an unserem Glück arbeiten. Wer sich immer wieder darin übt, wird seine Freiheit und die kleinen Dinge schätzen lernen. Und das größte Glück findet ein jeder erst dann, wenn es auch für die Allgemeinheit gut ist.
Hast du weitere Tipps, wie man Glück herbeiführen oder üben kann? Lass uns deine Antwort in einem Kommentar da. Wir freuen uns auf deine Antwort!
Kommentare
Kommentar von Jochen |
Sehr interessanter Artikel! Möchte hier aber auch auf das Schlagwort "amerikanische Glückspropaganda" hinweisen, mit dem Colin Bear auf einige skandalöse Zustände in den USA (etwa: mangelnder Schutz der Kinder vor Gewalt) hinweist und vermutet, dass die US Glücksforschung diese Zustände verschleiert. MfG Jochen
Antwort von meine gesunde Seite
Danke für dein Feedback und deinen Kommentar, lieber Jochen.